Recall Katzenstein

2001

ortsbezogene Multimedia-Installation

SW-Fotografie auf Pergaminseidenpapier, Stahlseil, nachleuchtendes Pigment, Zeitschaltuhr, Soundcollage auf CD

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Bankier Alex Katzenstein; Sohn: Moritz Willy Katzenstein, geb. in Bielefeld 1874; Ehefrau: Selma Katzenstein, geb. Zehen; Töchter: Marianne, geb. 1922; Eva, geb. 1925; mit dem Kindertransport nach England emigriert am 10.5.1939. Moritz Willy und Selma Katzenstein emigrierten kurze Zeit später ebenfalls nach England.

Ein paar dürre Fakten nur, aber mehr ist auch nicht notwendig, vier deutsche Schicksale heraufzurufen, biographische Eckpfeiler einer Familiengeschichte, die einmalig und doch so eng verknotet ist mit der deutschen Geschichte, wie die all jener Juden, die das Dritte Reich Nazi-Deutschlands fliehen mussten – sofern sie noch konnten. Doch "dargestellt" oder "thematisiert" finden wir dieses deutsche und auch Bielefelder Stück unserer Geschichte nicht in der Multimediainstallation der Bielefelder Künstlerin Gabriele Undine Meyer. Vielmehr konzentriert sich die Künstlerin auf Fotografien dieser vier Menschen, die sie künstlerisch bearbeitet. Vom Kindheitsfoto bis zur Aufnahme der erwachsenen Person ziehen sich die vier Porträtserien durch den Raum. Grundrisse des Hauses Viktoriastraße 24 werden verzerrt auf die Wände und den Boden projiziert und mit gelber Nachleuchtfarbe markier. Alle sieben Munuten verlöscht das Licht für eine Minute, und man erkennt den ursprünglichen Grundriss des Hauses. Zur bildnerischen Gestaltung tritt wie aus der Vergangenheit die dreifach überlagerte Tonbandstimme der heute knapp achtzigjährigen Marianne Bern. Auch hier wird Biographie nicht vorgeführt. Erinnerung wird heraufgerufen, zurückgerufen in die Gegenwart.

Auszüge aus der Einführung in die Ausstellung "Recall Katzenstein" 2001 in der Kunsthalle Bielefeld von Christiane Heuwinkel, Kunstforum Hermann Stenner, Bielefeld

(Der komplette Text ist als pdf auf dieser Seite abrufbar.)

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